Angst, Mut und Übermut
Dieser Beitrag handelt von Mut, Respekt und davon, wie man Angst überwinden kann.
Bist du schon einmal ins kalte Wasser gesprungen? Mit anderen Worten: Hast du schon mal etwas völlig Neues gemacht, ohne lange Vorbereitung. Wichtiger als die Kälte ist ohnehin, ob wir das Gewässer kennen. Wie tief ist es an der Stelle? Gibt es Hindernisse unter Wasser? Gibt es eine gefährliche Strömung? All das müssen wir bei unserer Risikobewertung berücksichtigen. Wir alle kennen es: Je länger wir über eine bestimmte Sache nachdenken, desto mehr Zweifel kommen uns. Bis zu dem Punkt, an dem wir lieber auf Nummer sicher gehen und es nicht ausprobieren. Mir geht es zumindest so. Es gilt, die richtige Mischung aus Risikobereitschaft, Mut und Vorsicht zu finden. Mehr dazu findest du in diesem Beitrag.
Was ist Angst?
Angst ist eine intensive emotionale Reaktion auf einen Konflikt, eine Gefahrensituation oder dergleichen. Angst signalisiert Gefahr. Ohne Angst hätte der Mensch in der Steinzeit keine Überlebenschance gehabt. Und auch heute noch schützt sie uns vor Gefahren. Sie ist ein Warnsignal und schärft unsere Sinne. Das Ignorieren von Angst kann gefährlich und zerstörerisch sein. Hören wir auf die Angst, so sind wir sicher.
Wunderbar, wir sind also sicher. Ja, aber leider müssen wir uns manchmal einfach bestimmten Situationen, Konflikten oder auch Gefahren stellen. Und dann hilft uns die Angst nicht weiter. Im Gegenteil, die Angst kann so bedrohlich werden, dass sie unsere Handlungsfähigkeit einschränkt. Manchmal bis zur Erstarrung. Dann spricht man von Blockade. An Entscheidungen ist dann auch nicht mehr zu denken.
Wer klettert oder Bergsteigen geht kennt dieses Gefühl: Erst ist alles ganz einfach und plötzlich befindet man sich in ausgesetzter Lage and einem schlechten Griff oder die Kräfte schwinden schon. Auf einmal ist das Selbstvertrauen wie weggeblasen, man traut sich nichts mehr zu. Das Ergebnis: Man kommt weder vor noch zurück. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass das keine angenehme Situation ist. Man hat zwei Möglichkeiten. Entweder die Bergrettung oder man beruhigt sich wieder und überwindet die Schwächephase. Am besten gerät man gar nicht erst in eine solche Lage.
Die Angst kann uns auch in weniger bedrohlichen Situationen begleiten. Beim Vortrag vor anderen Menschen, bei der Äußerung der eigenen Meinung in Debatten zum Beispiel. Und auch hier kann sie helfen und auch hinderlich sein. Es ist ein schmaler Grat.
Wie überwindet man Angst?
Wichtig ist vor allem, zu erkennen, wovor wir eigentlich Angst haben. Das ist manchmal offensichtlich, aber nicht immer. Es lohnt sich, darüber genauer nachzudenken, denn das ist der Schlüssel zur Bewältigung der Angst. Nun da wir wissen, was uns Angst macht können wir ihr begegnen. Und zwar indem wir uns gründlich vorbereiten. Eine gute Übung ist, sich vorzustellen, was das Schlimmste ist, was passieren kann. Oft sind die Konsequenzen nicht so dramatisch, wie wir zunächst annehmen.
Eine gründliche Vorbereitung gibt uns Selbstvertrauen. Der Vortrag, den wir gut vorbereitet haben mit Struktur und einem roten Faden. Wir wissen, was wir sagen wollen, fassen Mut und legen los.
„Ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg ist Selbstvertrauen. Ein wichtiger Schlüssel zu Selbstvertrauen ist Vorbereitung“
Arthur Ashe
Übung macht den Meister. Eine Tätigkeit, die viele Male geübt wurde, geht uns mit Sicherheit in Stresssituationen (und Angst bedeutet Stress) viel leichter von der Hand. Wir bauen damit Vertrauen in uns selbst auf, da wir wissen, dass wir es ja können. Idealerweise lernen wir in einem sicheren Umfeld. Beim Bergsteigen ist das der Klettergarten. Bei öffentlichen Reden sind es Rhetorikklubs. Wichtig ist es allerdings, den Rahmen groß genug zu wählen, denn sonst ist kein Wachstum möglich. Das Umfeld sollte auf jeden Fall fordernd sein. Ganz nach dem Motto: Wenn du der Beste im Raum bist, dann ist es der falsche Raum für dich. Wichtig für die Entwicklung ist ehrliches und konstruktives Feedback, Beides klingt selbstverständlich ist es aber mitnichten. Denn gutes Feedback geben ist eine eigene Kunst. Sie ist außerdem nutzlos, wenn wir uns dieses Feedback nicht zu Herzen nehmen. Denn nur dann können wir uns weiterentwickeln. Neue Dinge ausprobieren (idealerweise mit Absicherung), Feedback aufnehmen und im nächsten Versuch besser machen. Das baut alles Selbstbewusstsein auf und gibt uns Mut. Und das ist gut. Wir dürfen nur nicht über das Ziel hinausschießen. Denn dann wird aus Mut schnell Übermut.
Respekt vor der Aufgabe
Übermut kommt nicht auf, wenn wir Respekt vor der Aufgabe haben. Respekt hat Ähnlichkeiten mit der Angst. Aber Respekt blockiert uns nie, sondern führt zu mehr Konzentration. Wir gehen weiter, aber vorsichtig, tastend. Dennoch fehlt es nicht an Entschlossenheit. Man denke an einen Free-Solo Kletterer (d.h. Klettern ohne Sicherung), der langsam aber entschlossen schwierigste Routen durchsteigt. Dies kann er wagen, da er die Handgriffe zuvor tausende Male geübt hat. Was für einen ungeübten Kletterer völlig verrückt erscheint, ist für den Profi ein kalkuliertes Risiko. Er kann abstürzen, aber er hat so eine hohe Sicherheit, dass dies recht unwahrscheinlich ist. (Anmerkung: Die Grenzen bitte nicht unbedingt beim Klettern ausloten, ein öffentlicher Vortrag reicht völlig aus)
Ein paar Tipps zum Schluss
- Kenne den Unterschied zwischen Respekt und Angst
- Akzeptiere die Angst als wichtige Schutzfunktion
- Werde dir bewusst, wovor du Angst hast
- Versuche dich in einem sicheren Umfeld vorzubereiten und zu üben
- Wähle den Rahmen für das Üben groß genug. Denn es gibt kein Wachstum ohne Herausforderungen.
- Finde die richtige Mischung aus Vorsicht und Mut und lasse dich von Angst nicht blockieren
- Verliere nie den Respekt vor der Aufgabe
Das sind meine persönlichen Erfahrungen und Vorgehensweisen. Wie gehst du mit dem Thema Angst um?
Herzliche Grüße euer

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