Angewohnheiten und die Illusion der Effizienz

Symbolbild einer Zeitung mit neuesten Nachrichten, Breaking News
Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

In diesem Beitrag geht es um schlechte Angewohnheiten und die Illusion der Effizienz. Es ist ein sehr persönlicher Beitrag, da ich von den beschriebenen schlechten Angewohnheiten betroffen bin. Aber ich arbeite an mir. Viel Spaß beim Lesen, vielleicht erkennt sich der eine oder andere auch wieder.

Aus dem Tagesablauf eines Gewohnheitsmenschen

Schlechte Angewohnheiten beeinflussen uns täglich und über viele Jahrzehnte. Morgens aufstehen, Frühstück und Kaffee herrichten und dann erstmal die neuesten Nachrichten checken, schließlich muss man ja wissen, was alles passiert in der Welt. Danach heißt es ab ins Büro, in die Arbeit

stürzen und als Erstes den Posteingang auf ungelesene E-Mails prüfen; es könnte ja etwas Wichtiges dabei sein. In der ersten Pause einen Kaffee geholt und schon wieder hängt man auf irgendwelchen Nachrichtenseiten rum, es könnte ja wieder etwas passiert sein während man seine E-Mails abgearbeitet hat….In der Mittagspause werden die diversen Social-Media* Kanäle angeschaut und so geht es dann den ganzen Nachmittag und Abend weiter. Und das tagein tagaus über viele Jahre ohne große Änderungen. Ich behaupte, dass die meisten Nachrichten nicht relevant sind. Man denke nur an Meldungen über Unfälle, Überfälle, Katastrophen und sonstiges. Der Mehrwert für unser Leben, ob beruflich oder privat, ist nicht vorhanden. Die Neugier treibt uns dazu, ja nichts verpassen zu wollen, es könnte ja doch wichtig sein. Das Schwierige ist, dass inmitten der Flut an Informationen auch immer wieder wertvolle, sprich relevante Dinge dabei sind. Allzu oft gehen sie aber unter.

Keine Chance für den Flow

Ich gebe zu, dass ich auch von diesen Gewohnheiten betroffen bin. Die Angst etwas zu verpassen kann schnell zur Gewohnheit werden und man verliert die Kontrolle über den Tagesablauf. Jede eingehende E-Mail (am besten noch mit markantem Signalton) reißt uns sofort aus der derzeitigen Tätigkeit. Wir springen von einer Sache zur nächsten und rauben damit dem Flow (Zustand der völligen Vertiefung in einer Tätigkeit) die Chance auf Entfaltung.

Ganz ehrlich, wem geht es nicht ähnlich? Zumindest manchmal. Wenn du jetzt mit voller Überzeugung Nein sagen kannst, dann gratuliere ich herzlich.

Multitasking ist eine Illusion

„Multitasking is worse than a lie.“

Dave Crenshaw

Durch das Hin- und Herspringen zwischen verschiedenen Tätigkeiten (Multitasking) täuschen wir Geschäftigkeit vor. Wir fühlen uns auch extrem beschäftigt und denken, wir arbeiten effizient, leider ist aber das Gegenteil der Fall. Echtes Multitasking gibt es nämlich nicht. Wir unterscheiden zwischen Switchtasking (dem Wechseln zwischen diversen Tätigkeiten) und Background-Tasking (dem gleichzeitigen Ausführen zweier Tätigkeiten). Beispiele für Letzteres sind Podcast hören und Bügeln oder auch Auto fahren und Telefonieren. Ihr könnt gerne selbst beurteilen, ob das gut gelingt, oder nicht. Beim Podcast hören bin ich sehr aufmerksam und möchte etwas mitnehmen und mich inspirieren lassen. Das fällt mir schwer, wenn ich im Hintergrund noch etwas anderes mache. Dann ertappe ich mich dabei, öfter mal zurück zu gehen, weil ich gar nicht genau hingehört habe…

Laut Studien entspricht die Reaktionsfähigkeit eines (mit Freisprecheinrichtung) telefonierenden Autofahrers einer Person mit 0,8 Promille. Es kommt auf das Thema an, aber ich kann diesen Effekt bei mir persönlich beobachten. Ebenso können intensive Gespräche mit Mitfahrern ähnliche Auswirkungen haben.

Die Konsequenz bei Multitasking ist sinkende Effizienz. Im Glauben, mehr erreichen zu können, ist es weniger als beim konzentrierten Arbeiten nacheinander. Bei jedem Wechsel muss man sich wieder aufs Neue in das Problem hineindenken. Dies kostet zusätzliche Ressourcen und ist vermeidbar. In unserer Wahrnehmung waren wir aber besonders produktiv, und genau das macht es so schwierig, konsequent auf Multitasking zu verzichten.

Verbesserungsvorschläge

Wie wird man am besten (schlechte) Angewohnheiten los? Indem man sich das Problem bewusst macht und durch andere Gewohnheiten ersetzt. Hier einige Tipps aus meiner Erfahrung:

  • Statt der Nachrichten zum Frühstück mit der Partnerin unterhalten
  • Statt sofort mit den E-Mails zu beginnen, sich am Vorabend die wichtigste Tätigkeit für den nächsten Tag überlegen und damit anfangen.
  • Den Posteingang auf offline schalten bzw. je nach Tätigkeit vom Internet trennen
  • Den Tag in Einheiten unterteilen, in denen man sich auf jeweils eine Tätigkeit konzentriert. Dabei unbedingt auch Zeit für Unvorhergesehenes einplanen
  • Tätigkeiten priorisieren und gegeben falls delegieren
  • Nachrichten-Apps deinstallieren
  • Telefon auf Stumm schalten und Display abdecken

Ich versuche, diese Tipps selbst umzusetzen, manchmal gelingt es besser, manchmal schlechter. Wichtig ist, dass man sich der Gewohnheiten bewusst ist und eine Entscheidung trifft, diese zu ändern. Dann besteht auch die Chance die Angwohnheiten und die Illusion der Effizienz zu seinen Gunsten zu beeinflussen.

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Herzliche Grüße euer

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*Ich bitte um Entschuldigung für die Anglizismen, aber die verwendeten Begriffe haben sich so sehr eingebürgert, dass es besser ist, sie zu verwenden. Sprachpuristen haben es nicht leicht in der heutigen Zeit.

 

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